Fördern und Fordern


 

Individuelle Förderung

Nach den Richtlinien und Lehrplänen hat jedes Kind ein Recht auf individuelle Förderung. Durch die Jahrgangsmischung tragen wir dieser Forderung in besonderem Maße Rechnung. Darüber hinaus haben wir folgende Konzeptionen, die uns helfen individuelle Förderung zu verwirklichen:

  • Schuleingangsdiagnostik während des Jahres vor der Einschulung
  • Enge Zusammenarbeit mit den Kindergärten
  • Lernen in Selbstlernlehrgängen nach eigenem Tempo (z.B. Schreiben lernen)
  • Offene Unterrichtsangebote, Aufgaben mit natürlicher Differenzierung
  • Eine Förderlehrerin, die im Bedarfsfall mit Kleingruppen und auch einzelnen Kindern arbeitet
  • Wöchentlicher Austausch im Team über Beobachtungen
  • Ein individueller Förderplan für einen begrenzten Zeitraum bei Bedarf
  • Elternhelfer, die die Klassenlehrerin unterstützen
  • Flexible Verweildauer in der Schuleingangsphase

Förder- und Forderplanung

Kinder werden mit ihren unterschiedlichen Lernvoraussetzungen wahrgenommen und angenommen. Ihre Stärken werden hervorgehoben und notwendige Lernhilfen/ Lernherausforderungen  gezielt angeboten.

Individuelle Förderung/Forderung setzt voraus, dass Schülerinnen und Schüler  (SuS) von Beginn an beim selbstständigen Lernen unterstützt werden, indem persönliche Stärken, Interessen und Neigungen der Kinder berücksichtigt werden. Die Realisierung individuellen Lernens setzt umfangreiche personelle, organisatorische und strukturelle Rahmenbedingungen voraus. Dies beinhaltet die Gestaltung der Lernumgebung sowie die innere und äußere Differenzierung bis hin zur personellen, räumlichen und finanziellen Ausstattung.

Die Wahrnehmung unterschiedlicher Lerntypen wird dabei besonders berücksichtigt. Im Umgang mit dem SuS wird – gemessen an den allgemeinen, vorgegebenen Inhalten des Lehrplans – auch die individuelle Leistungsentwicklung und damit die einhergehende Anstrengungsbereitschaft in den Blick genommen. Darüber hinaus spielen nicht messbare Leistungen eines Kindes zur Entwicklung seiner Persönlichkeit eine wichtige Rolle.

Die strukturelle Abfolge bei der Förder- und Forderplanung ist:

  • Clearingphase/ Diagnostik

Einschulungsdiagnostik mit Verhaltensbeobachtung, Anamnesegespräch mit Eltern, Einbeziehung  von Entwicklungsberichten aus Kitas und ambulanten Maßnahmen. Abklärung  mathematischer Vorkenntnisse und graphomotorischer Kompetenzen.

Diagnostische Kompetenzen können durch die Sonderpädagoginnen individuell und differenziert im Bereich LRS/ Dyskalkulie, Arbeits- und Sozialverhalten, Sprachentwicklung, psychomotorische Fähigkeiten, visuelle und auditive Wahrnehmungsproblematik, allgemeine  kognitive Entwicklung , sowie körperliche und motorische Entwicklung angeboten werden.

Jahrgangsbezogenen Diagnostikinstrumente stellen bei uns das Münsteraner Sceening, HSP, Grundschuldiagnostik in Mathematik und Deutsch, Demat 1-4, Lesetempocheck, Leseverständnischeck und LSL  (Lehrereinschätzungsliste für Sozial- und Lernverhalten) dar.

  • Förder- und Forderplanung unter Einbeziehung des SuS und von allen TeamkollegInnen, den Eltern und evtl. außerschulischen Einrichtung bzw. Therapeuten.
  • Transparenzgespräch mit Eltern und SuS und KollegInnen.
  • Regelmäßige Evaluation / fortlaufende Alltagsdokumentation.

Die Arbeitsschritte der Förder- und Forderplanung sind:

  • Zusammenfassende Beschreibung der Stärken und Förder- und Forderbereiche unter Einbeziehung der biographischen und aktuellen Lebenssituationen.
  • Die Zielbeschreibungen sollen möglichst kleinschrittig, realisierbar und überprüfbar dargestellt werden.
  • Regelmäßige Beratungs- und Informationsgespräche mit den Eltern und den TeamkollegInnen.
  • Regelmäßige Überprüfung der Zielerreichung und ggf. Fortschreibung.

Mögliche Unterrichtsarrangements für die Leistungsförderung und /-forderung:

  • Begleitung der Lernentwicklung durch Förder- und Forderpläne
  • Differenziertes Stundenangebot in Form von AG´s, Sprach- und Leseförderunterricht, sowie LRS- Training
  • qualitative und quantitative Differenzierung von Tages-/Arbeits- und Wochenplänen
  • differenziertes Freiarbeitsmaterial: Logico, LÜK, RS-Werkstatt nach Sommer-Stumpenhorst, Zahlenwerkstatt, 1+1 / 1×1 – Kopfrechentraining, Rechenpyramiden, Mathe-Stars, lernunterstützende PC-Programme, Lies mal, etc.
  • basale Förderung in Form von sensomotorische Übungen, auditive Wahrnehmungs-übungen, visuelle Differenzierung, etc.
  • organisatorische Differenzierung: Arbeit in Kleingruppen, Partner- und Helfersystem, „Gruppenleitung“ sowie Doppelbesetzung.
  • räumliche Differenzierung: PC-Raum / Musikraum / Pausenhof / Tut-mir-gut-Raum / Flur.
  • Rhythmisierung des Unterrichts: Rituale, Einbindung von Bewegungs- bzw. Ruhephasen, offener Unterrichtsbeginn, feste zeitliche Abläufe, etc.
  • soziale Förderung: Klassenstunde, Sozialtraining  Skills 4 Life, Klassenfahrten, Streitschlichter-AG, Stressbewältigungsstrategien, Spielekistendienst, Verhaltenspläne, Smiley-Heft, Ampelsystem, Trainingsheft, etc.

Grundsätzlich ist die Bereitschaft im inklusiven Kontext zu arbeiten an unserer Schule sehr hoch.  Daher wollen wir in individualisierten Unterrichtsarrangements  SuS je nach Förderschwerpunkt unterschiedliche Unterstützungsangebote anbieten. Wir möchten die SuS auf ihrem Weg stärken,  ihnen Lernfortschritte ermöglichen, und auch lernstarken SuS das Gefühl geben, etwas leisten zu können und Erfolg zu haben.

Aufgrund des Einsatzes von Sonderpädagoginnen besteht die Möglichkeit, die Kinder im Rahmen der Doppelbesetzung zusätzlich zu fördern. Die Doppelbesetzung kann wie folgt eingesetzt werden:

oneteach – onedrift

Eine der beiden Lehrkräfte übernimmt die primäre Unterrichtsverantwortung, die andere unterstützt Schülerinnen bzw. Schüler bei ihrer Arbeit, bei der Regulation ihres Verhaltens, bei der Verwirklichung ihrer kommunikativen Absichten.

stationteaching

Der Unterrichtsinhalt wird in zwei Bereiche aufgeteilt. Es werden zwei Gruppen gebildet, die zuerst von der einen, dann von der anderen Lehrkraft unterrichtet werden.

parallel teaching

Jede Lehrkraft unterrichtet eine Klassenhälfte, beide beziehen sich auf dieselben Inhalte.

remedialteaching

Eine Lehrkraft unterrichtet die Gruppe von Schülerinnen und Schüler, die andere arbeitet mit denjenigen, die auf einem anderen Niveau operieren.

supplementalteaching

Eine Lehrkraft führt die Unterrichtsstunde durch, die andere bietet zusätzliches Material und differenzierte Hilfen für diejenigen Schülerinnen und Schüler an, die den Stoff so nicht bewältigen können.

teamteaching

Regelschullehrerin bzw. -lehrer und Sonderpädagogin bzw. -pädagoge führen den Unterricht mit allen Schülerinnen und Schülern gemeinsam durch. Das kann heißen, dass sie gemeinsam oder abwechselnd die Führung übernehmen Freiräume für diagnostische Tätigkeiten absprechen.

Die Förderung an der  Ernst- Moritz- Roth Verbundschule  und der Schule am Klostergarten findet auch in Form einer äußeren Differenzierung in zusätzlichen Räumlichkeiten und durch den Einsatz weiterer Personen (Eltern, OGS Mitarbeiterinnen) statt.

Räumliche Differenzierung

Schülerbücherei

Neben den genannten Differenzierungsräumen  bietet die Schülerbücherei in Form eines Selbstlernzentrums mit zahlreichen Sachbüchern zu den verschiedensten Themen des Sachunterrichts sowie der Möglichkeit der Online-Recherche eine zusätzliche Basis für individuelles Lernen.

Computerraum

Darüber hinaus beherbergt die Schule einen Computerraum. Neben dem Computerraum weisen die Klassenräume Computerecken auf, die auch während des Klassenunterrichts differenziertes Arbeiten ermöglichen.

Lernbegleitung durch Eltern

Neben den für jede Klasse verpflichtenden wöchentlichen Förderstunden bieten alle Klassen, sofern die Möglichkeit und Bereitschaft vorliegt, permanente Lernbegleitung durch Eltern an. Dabei wird je nach Bedarf und methodischer Entscheidung der Lehrkraft der Einsatz der Eltern innerhalb des Klassenverbands oder in Einzel- oder Kleingruppenbetreuung organisiert.

Hausaufgabenbetreuung in der OGS

In der Offenen Ganztagsschule findet für die dort angemeldeten Kinder täglich (Mo – Do) eine Hausaufgabenbetreuung statt. Zur besseren Vernetzung zwischen Schule und OGS werden die Schüler sowohl von OGS Mitarbeiterinnen als auch von Lehrerinnen hierbei betreut.

Darüber hinaus gibt es weitere Angebote für förderbedürftige Kinder, so finden z.B. sonderpädagogische Fördergruppen und bei Bedarf auch Einzelförderun-gen im Rahmen der Hausaufgabenbetreuung statt.

Hausaufgaben dienen in der Regel der Vertiefung des erarbeiteten Lernstoffes. Unter Umständen erhalten die Kinder eines Jahrgangs auch verschiedene Hausaufgaben. Die Hausaufgabenzeit beträgt in der Regel für Erst- und Zweitklässler 30 Minuten pro Tag und für Dritt- und Viertklässler 60 Minuten.

Sprachförderung

“Sprache lernt man durch Sprechen.“ Sprache als Mittel der Verständigung kann nur in kommunikativen Zusammenhängen gelernt werden. Im Sprachförderunterricht werden die Kinder in spielerischer Form angeregt, miteinander zu sprechen und so mit allen Sinnen ihren Wortschatz zu erweitern und Sprachstrukturen einüben zu kön­nen. Die Förderung knüpft an die Erfahrungen der Kinder an und befasst sich dabei mit verschiedenen Situationen aus ihrem Lebensumfeld.

Die individuelle Förderung muss die Sprachfähigkeit im Ausdruck und im Verständnis der deutschen Sprache, Anweisungsverständnis, Sprachgedächtnis, gute Wahrnehmungsfähigkeit im Bereich des Hörens und phonologische Bewusstheit (Grundkenntnisse über Silben, Reime, Anlaute) gleichermaßen umfassend berücksichtigen. [Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW: „Grundlagen schaffen“].

Der Stundenplan sieht für jeden Jahrgang wöchentlich Förderunterricht für die Kinder mit Sprachauffälligkeiten vor. Dieser wird individuell durch die Unterstützung der Sonderpädagogin angeleitet.

Förderung in allen Fächern:

„Jedes Lernen ist eng mit Sprache verbunden. Der Sprache als Mittel des Verstehens und der Verständigung kommt daher eine Schlüsselstellung zu. Fachliches und sprachliches Lernen stehen im Unterricht in enger Wechselwirkung. (…) Ziel ist es, die alltagskommunikativen und die fachsprachlichen Kompetenzen so zu erweitern und zu festigen, dass das differenzierte Verstehen und Darstellen von Sachverhalten erweitert wird und sprachlich bedingte Lernhemmnisse abgebaut werden. (…) Lese- und Schreiberziehung und der verstehende Umgang mit Texten sind deshalb leitende Prinzipien des gesamten Unterrichts.  Der besonderen Förderung bedürfen Kinder, deren Muttersprache oder Herkunftssprache nicht Deutsch ist und die Deutsch in der Regel als Zweitsprache erlernen. (…) Dabei muss die Grundschule die Sprachfähigkeiten so weit fördern, dass sich erfolgreiches Lernen in den weiterführenden Schulen anschließen kann. Um die jeweilige Lernausgangslage zu ermitteln, sind fortlaufende Beobachtungen der Lernentwicklung sowie Sprachstandserhebungen in regelmäßigen Abständen als Grundlage für die individuelle Förderung unumgänglich. Die sprachliche Förderung der Kinder erfolgt nicht nur im Deutschunterricht oder im Förderunterricht. [Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW: Richtlinien für die Grundschulen, 2008]

Die Sprachförderung findet sowohl im Unterricht als auch zusätzlich im Rahmen von Sprachfördergruppen statt, die sich am Sprachförderbedarf des jeweiligen Kindes orientieren. Aus diesem Grund kann nur eine flexible Planung vorgelegt werden. Die Schwerpunkte müssen jeweils nach Feststellung der Schwierigkeiten des Kindes ge­setzt werden.

Der Sprachförderbedarf wird bei Schulneulingen in der Regel im Rahmen der Schulanmeldung und während der ersten 6 Schulwochen festgestellt. Nach der ersten Diagnostik durch die Schulleitung und die Sonderpädagogin sowie der Lehrkräfte erhalten die Eltern, bei deren Kind För­derbedarf im sprachlichen Bereich festgestellt wurde, eine schriftliche Benachrichti­gung und die Möglichkeit zu einem Beratungsgespräch.

Der Sprachförderung beginnt jeweils Anfang des Jahres bzw. Halbjahres und endet mit Beginn der Sommerferien im nächsten Jahr. Vor jedem Schuljahr werden nach der Feststellung der individuellen Entwicklung jeweils neue Gruppen für die Sprachförderkinder zusammengestellt.

Die Sprachentwicklung ist eng verbunden mit anderen kindlichen Entwicklungsbereichen (Motorik, Wahrnehmung, soziales Umfeld, Kognition, Emotionalität und Soziabilität), die sich gegenseitig bedingen und auch in ganzheitlichen Zusammenhängen zu fördern sind.

Zu Beginn der Förderung wird ein Förderplan erstellt, der regelmäßig evaluiert und transparent gemacht wird.

Die Sprachförderung umfasst die Bereiche der Laut- und Schriftsprache  und ist nochmals unterteilt in verschiedene Sprachebenen. Sie findet in allen Jahrgangsstufen statt.

Für die Schuleingangsphase sieht die Sprachförderung im Rahmen des Unterrichts wie folgt aus:

Phonetisch-phonologische Sprachebene (Lautebene, Laut-Buchstabenzuordnung)

– Hörübungen (phonematische Lautdifferenzierungsübungen im  An- In-, Auslaut)

– Einsatz von lautunterstützenden Gebärden

– Sylabieren (Silbenklatschen, in zwei Farben schreiben)

– Einbau von sensomotorischen Übungssequenzen (Wörter hüpfen, Buchstaben im      Sand zeichnen, kneten, auf den Rücken schreiben, Schwungübungen…)

-Bei Bedarf mundmotorische Übungen (Puste- und Saugspiele)

Morpho-syntaktische Sprachebene (Satzbau, Grammatik)

– Satzmusterübungen in Form von Sprachspielen (Ich packe in meinen Koffer…, Wer hat den Keks aus der Dose geklaut?), Reimen und Liedern

– Silbenschreibweise

– Arbeit mit dem Lexikon und Arbeitsmaterialien, wie „Schlag auf – Schau nach“

Semantisch-lexikalische Sprachebene (Wortschatz, Begriffsbildung)

– Themenbezogene Wortschatzarbeit in sachunterrichtlichen Projekten (Waldtage, Hühner- und Schmetterlingsprojekte, Fahrzeuge bauen…)

– Schreiben von Ferien- und Projekttagebüchern

– Wöchentliche Büchereistunden und Einsatz von Lesemüttern

Pragmatisch-kommunikative Sprachförderung (Kommunikation und Interaktion)

– Klassenrat und Wir-Stunde, u.ä.

– Partner-, Gruppen- und Werkstattarbeit

– Besprechen von Arbeitsabläufen, Versuchsbeschreibungen usw.

In den Klassen 3+4 liegen die Schwerpunkte verstärkt im Bereich der Schriftsprache (Lese-Rechtschreibförderung) und auf der pragmatisch-kommunikativen Sprachebene (Vorträge halten, argumentieren).

Zur Sprachförderung  stehen folgende Lehrwerke zur Verfügung:

  • „Erzähl mir was“ aus dem Finken-Verlag
  • Bilderbücher und Sachbücher zum Erzählen
  •  Memories und Dominos
  •  Spiele: z. B. „Ich sehe etwas, das du nicht siehst“
  •  Lernspiele der Reihe „Lingoplay“
  •  DAZ – Box (Finken – Verlag)
  •  Lernspiele „Erzähl mir was“ (Finken – Verlag)
  •  Start – Box zu Sprachdiagnostik (Schroedel)
  •  Duden Förderkartei mit Rechtschreibstrategien

Zusätzlich gibt es verschiedene Materialien zu sprachtherapeutische Zwecken

LRS-Förderung (Lese-Rechtschreibstörung)

Eine Lese-Rechtschreibstörung tritt bei etwa 10 % der Schulkinder auf. Sie beeinflusst nicht nur die Lese- und Rechtschreibleistungen des Kindes sondern ebenso nachhaltig seine gesamte schulische und psychosoziale Entwicklung.

Einer Lese-Rechtschreibschwäche liegen in den meisten Fällen Funktionsstörungen bei der Verarbeitung von visuellen und akustischen Informationen zugrunde. Der schulischen Förderung dieser Bereiche kommt eine enorme Bedeutung zu.

Zu Beginn einer jeden LRS-Förderung steht eine umfassende Diagnostik der aktuellen Lese- und Rechtschreibleistung.. Dies geschieht zunächst anhand der täglichen Erfahrungen (z. B. Diktate, Rechtschreibübungen aller Art) aus dem Unterricht, gepaart mit Erkenntnissen aus Lese- und Rechtschreibtests, die den Leistungsstand eines Kindes im Vergleich zur Klassenstufe feststellen (standardisierte Tests wie WRT, Hamburger Schreibprobe oder Stolperwörter – siehe hierzu Kapitel „Lernstandsdiagnostik – standardisierte Tests“).

LRS-Förderung sollte sich auf die folgenden grundlegenden Förderprinzipien konzentrieren:

  • die Schulung der Lautunterscheidung
  • Schulung der Fertigkeit, Lauten Buchstabenzeichen zuzuordnen
  • Sprech- und Hörübungen
  • Lesen und Schreiben lautgetreuer Wörter
  • Einüben der Silbenwahrnehmung (Silbensegmentierung; rhythmisches       Sprechen von Wörtern; silbenbetontes Lesen durch Klatschen, Schreiten, Seilchenspringen etc.; zweifarbiges Schreiben der Silben; Reimen)
  • Erlernen der Rechtschreibregeln
  • Stärkung des Selbstvertrauens und der Motivation

An unserer Schule sollen im kommenden Schuljahr 2016/17 Kinder mit einer ausgeprägten Lese-Rechtschreibschwäche in speziellen LRS-Fördergruppen zusammengefasst und dort individuell gefördert. Diese Stunden sollen fest im Stundenplan des Kindes verankert und verpflichtend sein.

Dyskalkulie-Förderung

Kinder mit einer Schwäche im Rechenlernen sollten möglichst früh erkannt und gezielt gefördert werden.

Da mathematische Kenntnisse systematisch aufeinander aufbauen, ist es wichtig, Kinder mit einer Dyskalkulie bereits im ersten Schuljahr zu erkennen und einer Förderung zuzuführen. Rückstände in mathematischen Kompetenzen müssen sehr ernst genommen werden, denn nur stabile Grundkenntnisse ermöglichen in Zukunft, weiterführende Strategien zu entwickeln.

Kinder mit mathematischen Schwierigkeiten bedürfen einer Förderung, die Aufgaben systematisch zusammenstellt und das frühe mathematische Wissen im Auge hat.

Dyskalkulie-Förderung sollte sich auf die folgenden grundlegenden Förderprinzipien konzentrieren:

  • Bilden von Reihen – zählen
  • Bilden von Mengen/Teilmengen – vergleichen, zählen, zerlegen, vermindern,
  • vermehren, verteilen
  • Verknüpfung von Menge und Zahl
  • Erkennen von Strukturen im Zehner- / Zwanzigerraum
  • Entwicklung von nicht zählenden Rechenstrategien und deren
  • Automatisierung
  • Sachaufgaben gehören von Anfang an dazu
  • Erproben unterschiedlicher Rechenwege
  • Training des Strukturierens mathematischer Sachverhalte
  • Training des selbstständigen Transfers erkannter Strukturen
  • Betonung der handlungsorientierten Ebene mit Hilfe unterschiedlichster
  • Materialien (z. B. Rechenschiffchen, Rechenketten, Zwanzigerfeld, Kühnels
  • Hunderter Tafeln, Zahlenstrahl)

Für die Bildung spezieller Fördergruppen im Bereich Dyskalkulie besteht an unserer Schule noch nicht die personelle Voraussetzung. Es soll in den einzelnen Jahrgangsstufen versucht werden, ggf. klassenübergreifend eine Fördergruppe zu bilden. Zumindest aber werden entsprechende Kinder durch gezielte individuelle Förderung während des täglichen Mathematikunterrichts und im Rahmen von Kleingruppenförderungen unterstützt.

Die Arbeit mit den BEO- Mengenbildern

Seit dem Schuljahr 2016/17 arbeiten wir an unserer Schule mit den BEO- Mengenbildern.

Die BEO- Mengenbildern sind ein von Lilio Gührs entwickeltes Förderkonzept (nicht nur) für rechenschwache Kinder.

Einige Kinder zeigen von Beginn ihrer Schullaufbahn an große Probleme im Rechnen, was auf ein Defizit in der basisnumerischen Verarbeitung zurückgeführt wird. Sie können die Bedeutung und Funktion von Zahlen nicht gut erfassen, weshalb ihnen schon einfache Aufgaben wie Zahlenvergleiche oder Zählen schwer fallen. Dieser erschwerte Zugang zu Zahlen ist unabhängig von anderen kognitiven Leistungen.

Um diesen Kindern den Zugang zur Mathematik zu erleichtern, setzen wir die BEO- Mengenbilder ein.

Mit Hilfe der BEO- Mengenbilder bauen die Kinder visuelle Vorstellungen von Mengen auf und können darüber Mächtigkeiten und Zahlbeziehungen erkennen. Die BEO- Mengenbilder  ermöglichen Erfahrungen und Verständnis, weil man mit ihnen lange handeln kann. So werden innere, vernetzbare und wieder abrufbare Modelle erzeugt und die Kinder müssen sich nicht an schematische Lösungswege klammern,die sie nach einer Weile des nicht Gebrauchens auch wieder vergessen. Da das Zerlegen in diesem Förderkonzept einen breiten Raum einnimmt, wird dem zählenden Rechnen vorgebeugt. Die klare Struktur und farbliche Kennzeichnung hilft den Kindern, die die Mengen nicht so leicht auf einen Blick erkennen können. Außerdem kann das Material durchgängig als Hilfe verwendet werden, die Kinder müssen sich nicht für unterschiedliche Rechenoperationen auf neues Material einstellen.

Die Förderung findet einmal wöchentlich in Kleingruppen mit bis zu 5 Schülerinnen und Schülern statt. Nachdem die Kinder durch viele spielerische Übungen mit dem Material vertraut sind, wird viel Zeit auf die Zerlegungen der einzelnen Zahlen gelegt. Die Verinnerlichung der Zahlzerlegung hilft den Kindern später bei vielen Aufgaben, wie z. B. dem Rechnen mit 10er- Übergang.

Anschließend ermöglicht das Material die Durchführung der verschiedenen Rechenoperationen im Zahlenraum bis 100.

Da die Kinder selbsttätig zu den Erkenntnisprozessen kommen sollen, steht die eigenständige Arbeit mit dem Material immer am Anfang. Können die Schülerinnen und Schüler eine Rechenoperation mit Hilfe des Materials sicher durchführen, wird zunehmend abstrahiert. Zunächst skizzieren sie das Material nur noch, um die Rechenoperation schließlich nur noch im Kopf durchzuführen.

Die Förderung beginnt in de Regel als Präventionsmaßnahme in der ersten Klassen, kann aber auch zur Aufarbeitung einer spät entdeckten Rechenschwäche genutzt werden.

Emotionale und soziale Entwicklung

Ein weiterer Förderschwerpunkt der Ernst-Moritz-Roth Verbundschule ist die Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung. Denn „durch vorbeugende Maßnahmen können die Verfestigung sozial unangemessener Handlungsmuster verhindert, erwünschte angebahnt und dadurch die schulische Entwicklung positiv beeinflusst werden (s. Empfehlungen zum Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, S. 3, 2000).

Daher bietet die Verbundschule ein breitgefächertes und individuelles Förderangebot, dass sowohl präventiv im Rahmen des Klassenverbandes (Klassenstunde, Zusammenarbeit mit Trägern wie Skills4life, Villa Laurentius, Erziehungsberatungsstelle, Schulpsychologischer Dienst), als auch unter Einbeziehung des häuslichen Umfeldes (lösungsorientierte systemische Beratung, ) und individuell in der Einzel- oder Kleingruppenarbeit mit dem Kind (Streitschlichter- AG) gestaltet sein kann.

Die Angebote sind jeweils individuell auf die Bedürfnisse des Kindes, bzw. der Klasse ausgerichtet und gestalten sich wie folgt.

Klassenstunde zur Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung

Um ein gutes Klassenklima zu schaffen, in dem alle erfolgreich und in einer positiven Atmosphäre lernen können, benötigen die Schülerinnen und Schüler wichtige Basiskompetenzen im emotionalen und sozialen Bereich. Der Erwerb dieser Kompetenzen und ihre Förderung ist eine wichtige Entwicklungsaufgabe und im Lehrplan verankert. Aufgabe der Schule ist auch, die Schülerinnen und Schüler zur Demokratie zu befähigen und ihnen die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln. In einem Konferenzbeschluss von 2015 wurde festgelegt, dass eine Klassenstunde zur Förderung von sozialen und emotionalen Kompetenzen im Stundenplan aller Klassen verankert wird.  Ziel der Klassenstunde ist auch, dem Entstehen von Gewalt entgegenzuwirken, Gefühls- und Verhaltensstörungen vorzubeugen und somit die Lernvoraussetzungen zu verbessern.

In allen Klassen finden meist Klassenratsstunden statt, in der die Schüler lernen, ihre Probleme anzusprechen und gemeinsam zu lösen. Es finden auch regelmäßig Unterreihen zur Förderung der Emotionalität und Soziabilität statt (z.B. zum Thema „Glück“, „Mobbing“ oder „Ich bin anders als du“).

Die Klassenstunden werden sowohl in den Jahrgangsstufen, als auch im gesamten Kollegium fortlaufend evaluiert und weiterentwickelt.

Systemisch-lösungsorientierte Beratung

Die Schulleiterin  an der Verbundschule hat die Ausbildung zur systemisch-lösungsorientierten Beratung. Hier werden systemische, hypnosystemische und lösungsorientierte Interventionen zur Steuerung von Beratungssituationen in unterschiedlichen Kontexten zielführend angewendet.

Ziel dieser Beratung ist es, mit dem zu Beratenden gemeinsam verschiedene Antwortmöglichkeiten auf deren Fragen zu beantworten. „Systemisch-lösungsorientierte Beratung versteht sich somit als Suchprozess mit dem Blick darauf, welche Möglichkeiten dem Klienten für die Beantwortung seiner Fragen zur Verfügung stehen und in der Situation besonders hilfreich und nützlich sein können. Dabei wird besonders Wert darauf gelegt, festzustellen, wer an der Beantwortung der Frage beteiligt ist (systemischer Blick) und was der Klient für die Beantwortung seiner Fragen bereits an Fähigkeiten, Möglichkeiten und Erfahrungen mitbringt und welche Lösungsideen er oder sie bereits bewusst (lösungsorientierter Focus) oder unbewusst (hypnotischer Ansatz) in sich trägt. Aus der Fülle von Antwortmöglichkeiten entscheidet der zu Beratende dann autonom, welchen kleinen ersten Schritt in Richtung Lösung er/sie erproben möchte.“

Schriftliche Leistungsüberprüfungen

Zur Überprüfung des individuellen Lernstands werden schriftliche Lernzielkontrollen durchgeführt. Vom Ergebnis dieser kleinen Tests hängt die weitere Förderung des Kindes ab. Beherrscht es den gelernten Lernstoff gut, kann es weiterarbeiten. Zeigen sich Schwierigkeiten, erhält das Kind individuelle zusätzliche Übungen. Zeigen sich überdurchschnittliche Ergebnisse, ermittelt die Lehrkraft an welcher Stelle es im Lernstoff steht und wie es weiterarbeiten kann. So ist es möglich, dass Kinder einen Teil des Unterrichtsstoffes überspringen können, während sich andere länger mit einem Inhalt befassen.

In den Jahrgängen 3 und 4 werden regelmäßig schriftliche Leistungsüberprüfungen geschrieben.