Martha Patricia Paez Leguizamon – so stand es auf dem Papier, das Frau von Schöning Anfang September vom Büro des Akademischen Austauschdienstes bekam. Und seither stand fest: Wir bekommen eine Lehrerin aus Kolumbien zu Besuch. Wir haben uns gefreut und schon mal im Deutschunterricht ein Mind Map zu „Meine Schule“ erarbeitet. Das war mal wieder typisch Frau Vogel und Frau von Schöning: aus allem machen sie ein Unterrichtsthema, an dem man richtig hart arbeiten muss.

Und dann war sie da! Sie war ziemlich klein und hatte eine dunklere Hautfarbe als wir. Sie konnte ziemlich gut Deutsch und hat eine tolle bunte Tasche dabei gehabt. Darin hatte sie von den Drittklässlern der Deutschen Schule in Cali selbstgemalte Bilder mitgebracht. So lernten wir, dass es dort in Kolumbien an ihrer Schule so eine Art Mini-Olympiade gibt, die Humboldt-Spiele und dass sie dort Palmen haben. Wir bekamen von Martha einen kolumbianischen Bleistift geschenkt. Da haben unsere Lehrerinnen aber geguckt, als wir alle wieder mit Bleistift statt mit Füller geschrieben haben.

Martha hat uns Fotos von Kolumbien gezeigt. Was für ein großes Land! Deutschland würde da dreimal reinpassen. Am spannendsten fanden wir natürlich die Bilder von der Schule. Die haben vielleicht tolle Sportanlagen! Tom und Patrick wollten sofort dahin auswandern. In Kolumbien gibt es einen Urwald, sagt Martha, mit Pumas und Schlangen. Wir waren ganz aufgeregt und wollten alle gefährlichen Tiere, die es da gibt, genannt haben. Aber das wusste Martha leider nicht so genau. Alle Bilder und Fotos hingen wir auf und haben jetzt in unserer Klasse eine „Kolumbien-Ecke“.

Gut, dass Martha im November zu uns gekommen ist. Da konnte sie unseren Sankt Martinszug mitmachen und auch mit uns Viertklässlern ins Museum König fahren. Dort im Museum haben wir dann auch den Kondor gesehen. Martha hatte erzählt, es sei das Wappentier von Kolumbien. Der ausgestopfte Kondor, den sie da im Museum hatten, passte nur so gerade mal in den Glaskasten – und das war ein Riesenglaskasten.

An manchen Tagen haben wir Martha mal ausnahmsweise an andere Schulen und an den Kindergarten ausgeliehen. Sie wollte ja auch mal gucken, was andere so machen. Aber dann war sie wieder da, um mit uns Spanisch zu lernen. Das war richtig toll! Wir konnten uns hinterher schon richtig miteinander unterhalten. Nico sagte, dass es fast wie Italienisch sei und er hat mit Kjell heimlich geübt, um für Martha eine Aufführung zu machen.

Und dann waren die drei Wochen rum. Am vergangenen Freitag haben wir für Martha eine kleine Abschiedsfeier gemacht. Bis zum Schluss hat keiner von uns was verraten und Martha hat gedacht, wir gehen alle ins Forum, um Weihnachtslieder zu üben. Na, sie war ganz schön erstaunt, als sie sich vorne auf den Präsidenten-Stuhl setzen sollte. Wir haben für sie gesungen und eine „warme Dusche“ gemacht und ihr selbstgemalte und geschriebene Karten mitgegeben, damit sie eine Erinnerung an uns hat. Manche von uns waren ziemlich traurig, dass sie Martha verloren. Sie hat mit einigen von uns viel gearbeitet und hatte viel Zeit zum Helfen und Zuhören.

Gracias, Martha!

Text und Bild: Anne von Schöning